100 Jahre AWO, es wurde groß in Berlin gefeiert.

14.12.2019 | Pressemitteilung

Über die Arbeiterwohlfahrt

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland.
Sie ist ein nicht gewinnorientierter gemeinnütziger Verband, der sich seit seiner Gründung im Jahr 1919 dem Wohl der hilfsbedürftigen und schwächeren Bevölkerungsgruppen verpflichtet fühlt und für soziale Gerechtigkeit eintritt.

Die AWO ist ein gesellschaftspolitisch aktiver Mitgliederverband. Ihre in der Arbeiterbewegung verankerten Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität verkörpern die Geschichte und das sozialethische Fundament der Arbeiterwohlfahrt.

Aus der Mitgliederorganisation heraus hat sich die Arbeiterwohlfahrt zu einem bedeutenden Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Dadurch ist sie zu einer gesellschaftlich anerkannten Institution des Sozialstaates geworden.

Die AWO ist dezentral aufgebaut. Ihre Struktur entspricht im Wesentlichen den politischen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland. So sind dem AWO Bundesverband 29 Landes- und Bezirksverbände angeschlossen, den AWO-Landes- und Bezirksverbänden die Kreisverbände ihres Bereiches. Diese wiederum setzen sich aus den Ortsvereinen des Kreisgebietes zusammen (insgesamt ca. 4000).
Die AWO hat bundesweit ca. 650.000 Mitglieder und ca. 80.000 hauptamtliche MitarbeiterInnen. Organisation und Kontrolle werden von den verbandlich legitimierten Gremien festgelegt und wahrgenommen.

Mit Herz und Hand. Das ist seit den Gründungstagen im vergangenen Jahrhundert nicht nur die grafische Symbolik der Arbeiterwohlfahrt. Viele Dinge müssen in einer großen Organisation mit rund 145.000 Beschäftigten sachlich, nüchtern und konsequent entschieden werden, aber ebenso können viele Dienstleistungen, die von Menschen für Menschen erbracht werden, nicht von der Hand gehen, wenn nicht auch das Herz bei der Sache ist. Hilfe und Unterstützung durch soziale Arbeit setzt immer auch Zuwendung voraus.

Die Arbeiterwohlfahrt kämpft mit ehrenamtlichen Engagement und professionellen Dienstleistungen für eine sozial gerechte Gesellschaft. Unsere Leitsätze sind:

Wir bestimmen – vor unserem geschichtlichen Hintergrund als Teil der Arbeiterbewegung – unser Handeln durch die Werte des freiheitlichdemokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.

Wir sind ein Mitgliederverband, der für eine sozial gerechte Gesellschaft kämpft und politisch Einfluss nimmt. Dieses Ziel verfolgen wir mit ehrenamtlichen Engagement und professionellen Dienstleistungen.

Wir fördern demokratisches und soziales Denken und Handeln. Wir haben gesellschaftliche Visionen.

Wir unterstützen Menschen, ihr Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten und fördern alternative Lebenskonzepte.

Wir praktizieren Solidarität und stärken die Verantwortung der Menschen für die Gemeinschaft.

Wir bieten soziale Dienstleistungen mit hoher Qualität für alle an.

Wir handeln in sozialer, wirtschaftlicher, ökologischer und internationaler Verantwortung und setzen uns nachhaltig für einen sorgsamen Umgang mit vorhandenen Ressourcen ein.

Wir wahren die Unabhängigkeit und Eigenständigkeit unseres Verbandes, wir gewährleisten Transparenz und Kontrolle unserer Arbeit.
Wir sind fachlich kompetent, innovativ, verlässlich und sichern dies durch unsere ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Deutsche Reich nach dem 1. Weltkrieg – Millionen Menschen sind in Not und Hungern. Eine bisher nicht gekannte Massenverelendung in Deutschland fordert die Selbsthilfe und die praktische Solidarität vieler freiwilliger Helferinnen und Helfer geradezu heraus. Doch nicht nur die aktuelle Not der Menschen führt zur Idee einer „Arbeiterwohlfahrt“. Das politische Ziel: Die unterdrückende Armenpflege des alten Kaiserregimes ablösen und die Idee der Selbsthilfe und Solidarität in eine moderne Wohlfahrtspflege hineintragen.

Die Anfänge

1919: Die Sozialdemokratin Marie Juchacz gründet den „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“.
1920: Viele Einrichtungen entstehen: Nähstuben, Mittagstische, Werkstätten, Beratungsstellen. Frauen und Männer werden für soziale Beruf ausgebildet.
1922: Das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz wird verabschiedet.
1924: Die Fürsorgepflichtverordnung tritt in Kraft.
1925: Die AWO startet mit einer eigenen Lotterie und verkauft Arbeiter-Wohlfahrtsmarken.
1926: Die AWO wird als Reichsspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege anerkannt.
1928: Die AWO unterhält eine eigene Wohlfahrtsschule in Berlin. Die Weltwirtschaftskrise und die instabilen Verhältnisse in der Weimarer Demokratie machen die AWO unentbehrlich. Über 20 Millionen Menschen in Deutschland sind auf Hilfen der Wohlfahrtspflege angewiesen.
1931: 135.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind für die AWO in allen Bereichen tätig. Die AWO wird zur Helferorganisation für alle sozial bedürftigen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer Konfession.

Nationalsozialismus – der Einbruch

1933: Adolf Hitler kommt an die Macht. Nur wenige Wochen später wird die AWO verboten und zwangsweise aufgelöst.
Die Zeitschrift „Arbeiterwohlfahrt“ erscheint mit dem Hakenkreuz. Vermögen, Heime und Einrichtungen werden für die nationalsozialistische Volkswohlfahrt beschlagnahmt.
Dem Versuch, die Arbeiterwohlfahrt in die nationalsozialistische Volkswohlfahrt zu überführen, entziehen sich allerorten Mitglieder, Helfer und Funktionäre. Führende Frauen und Männer der AWO werden verfolgt.
Die Arbeiterwohlfahrt hat aufgehört, als Organisation zu existieren.

Neubeginn und Wiederaufbau

1945: Der Krieg ist zu Ende, der Wiederaufbau beginnt.
1946: In Hannover wird die AWO als parteipolitisch und konfessionell unabhängige und selbstständige Organisation wieder ins Leben gerufen.
1947: Organisatorisch geht die AWO neue Wege. Sie gründet sich als selbstständiger Verband und gibt sich auf der Reichskonferenz in Kassel neue Richtlinien.
1949: In den drei Westzonen und in Berlin gibt es bereits wieder 50.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Marie Juchacz kehrt aus der Emigration zurück und wird Ehrenvorsitzende der AWO.
1953: Kindergärten und Horte entstehen, Volksküchen geben Mahlzeiten an Bedürftige aus, eine Schwesternschule wird eröffnet. Die AWO ist auf allen Feldern der sozialen Arbeit aktiv.
1959: Die AWO hat 300.000 Mitglieder, 5.000 Ortsvereine, 353 Heime, 250 Kindergärten, 4.000 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und über 70.000 Helferinnen und Helfer.

Wiedervereinigung nach 57 Jahren

1989: Die Mauer fällt.
1990: Deutschland ist wieder vereinigt. Die AWO beginnt in den neuen Bundesländern mit einem dynamischen Aufbauprozess. Die Landes- und Bezirksverbände der AWO schließen sich auf einem Bundestreffen in Berlin zusammen.
Die AWO ist heute flächendeckend in allen Bundesländern tätig. Sie ist Trägerin vieler sozialer Aufgaben und Dienstleistungen. In allen Bereichen legt sie Wert darauf, soziale Aufgaben der Gegenwart mit dem Blick auf die Zukunft zu lösen.