Das Sozialkaufhaus wird von unterschiedlichsten Menschen besucht. Babys mit ihren Eltern, Kindern bis zu betagten Senioren sind anzutreffen. Es ist eine Durchmischung der Kundschaft allen Milieus und jeder Nation zu erkennen.
Im ersten Augenblick, wenn es Kunden nicht gerade durch das Eingangsschild registrieren, erkennen sie nicht unbedingt sofort, dass sie sich in einem Sozialkaufhaus befinden. Erst auf dem zweiten Blick sehen sie, dass die Ware nicht neu ist und die Preise entscheidend günstiger sind, als in der „normalen“ Verkaufswelt. Bei der Beratung merken die Kunden dann auch, dass sie kein Fachpersonal berät, sondern eine bunte Mischung von engagierten Menschen. Oft wird das Personal dann gefragt, ob sie als nicht „Bedürftige“ hier einkaufen dürfen. Die Antwort ist ganz klar: „Ja, bei uns darf Jeder einkaufen“. Die AWO hat sich bewust dafür entschieden um die Würde aller Menschen zu achten und den ökologischen Effekt zu stärken.
Das Kaufverhalten der Kundschaft ist dabei unterschiedlich und nach Verfügung der finanziellen Mittel ausgeprägt. Viele Menschen kaufen gezielt Waren (vermutlich Menschen mit Bezugscheinen oder Menschen die mit ihrem Einkommen etwas über die Berechtigung des Bezugsscheines liegen und auch Senioren*innen, welche mit einer geringen Rente auskommen müssen) welche sie benötigen, wie einen neuen Kochtopf, eine Tasche oder einen günstigen Schrank. Andere suchen nach etwas Besonderem wie etwas zum Lesen, Dekorationsartikel oder einem außergewöhnlichen Möbelstück. Es gibt Kunden*innen, welche gezielt die älteren Waren, wie ein Tonbandgerät, eine alte Nähmaschine oder einen antiken Schrank bevorzugen. Manche Kunden*innen kommen, um den Güterkreislauf gezielt nutzen zu können. So gibt es Stammkunden, welche sich Bücher kaufen, diese beim nächsten Einkauf wieder spenden und dann wieder Bücher erwerben. Generell können viele als Stammkunden bezeichnet werden. Es gibt Kunden*innen welche täglich, manchmal sogar mehrmals täglich kommen um zu schauen, was die Belegschaft an neuer Ware zum Verkauf anbietet. Es entstehen dabei oft Gespräche. Die Kundschaft kennt sich oft untereinander und das Sozialkaufhaus wird als Plattform der Kommunikation genutzt. Die Ehrenamtlichen und Mitarbeiter*innen nehmen sich für die Kundschaft Zeit, um mit Geduld zu beraten und auch ihre Geschichten, Sorgen und Nöte, der meist älteren Menschen anzuhören.
In einem Bericht des AWO Bundesverbandes über das „Schatzkästlein“ stand: “Doch womit niemand gerechnet hatte: Wer eigentlich nur bei Bedarf zum Einkaufen kommen wollte, kam häufig immer wieder. Für den netten Schwatz, das gemeinsame Lachen, das schöne Wiedersehen. Aus dem Konsumort wurde ein sozialer Begegnungsraum – und zwar längst nicht nur für die Kunden.“
(Rotter, 2018, manchmal-muss-man-eben-puzzeln)