Das Sozialkaufhaus Schatzkästlein in Rheinfelden wird für eine halbe Million Euro klimafit gemacht
07.02.2025 – www.badische-zeitung.de
Die Klimaanpassung beinhaltet:
1. Sanierung und Dämmung des Daches, Fassaden, Fenster, Türen
2. Begrünung des Daches, Fassaden, Innenräume
3. Parkflächenentsiegelung und Baumpflanzung
Die Durchführung der beschriebenen Maßnahmen erfolgt aus mehreren Gründen, die sich direkt auf die Auswirkungen des Klimawandels und den Schutz vulnerabler Gruppen beziehen.
Ausgangssituation
Das AWO-Haus, ehemals Möbelhaus Laule, liegt zentral in der Innenstadt von Rheinfelden umgeben von anderen Einzelhandelsgeschäften, Rathaus und Bürgertreff. Es ist ein nicht isoliertes, in die Jahre gekommenes Gebäude, mit Außenanlagen aus Beton und eingebettet zwischen vielen Hinterhäusern mit asphaltierten Wegen und Parkflächen. Ursprünglich erbaut wurde es zwischen 1949 und 1960 als Möbelhaus mit einer Wohnung im OG. 1990 erweiterte man das Möbelhaus durch einen großzügigen Anbau.
Der AWO Kreisverband Lörrach e.V. mietete das gesamte Gebäude ab dem Jahr 2011 und verwandelte es in das erste Sozialkaufhaus in Rheinfelden, das „Schatzkästlein“. Mit der Eröffnung des Sozialkaufhauses verlegte die Arbeiterwohlfahrt auch ihre Kreisgeschäftsstelle von Lörrach nach Rheinfelden. 2019 bot der Besitzer das in die Jahre gekommene Haus zum Verkauf an und die AWO wechselte vom Mieter zum Eigentümer des Gebäudes.
Die Hauptgründe lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Nachhaltige Verantwortung
Der Zustand des Hauses entspricht seinem Alter. Es besteht aus 3 Teilen, dem Altbau erbaut 1949, dem ersten Anbau aus den 60er Jahren und dem zweiten Anbau von 1990. Insbesondere der Altbau und der Anbau aus den 60er Jahren weisen mit teils ungedämmten Wand- und Dachflächen, 1-fach bzw. doppelverglasten Fensterscheiben ohne Wärmeschutzbeschichtung sowie fehlendem Sonnenschutz starke Defizite in Hinblick auf Wärmeverluste in der Heizperiode und bei sommerlicher Überhitzung auf. Die Problematik der sommerlichen Überhitzung wird durch den Klimawandel hin zu mehr warmen Tagen und höheren Maximaltemperaturen stark verstärkt.
Durch die Anpassung des Hauses machen wir es widerstandsfähig gegenüber zukünftigen klimatischen Herausforderungen. Dies sichert nicht nur den Werterhalt, sondern auch die Funktionalität und den Aufenthaltskomfort über Jahrzehnte hinweg.
Klimaschutz Verantwortung
Die Maßnahmen tragen neben der Klimaanpassung auch zum Klimaschutz bei. Bereits 2022 haben wir die alte Ölheizung durch umweltfreundliche Nahwärme ersetzt. Mit der aktuellen, geförderten Dämmung erwarten wir eine weitere Reduzierung des Energieverbrauchs.
Ein weiteres Highlight ist die geplante Photovoltaikanlage, die im Zuge der Dachsanierung installiert wird. Diese wird künftig das Schatzkästlein mit Strom versorgen und vollständig von der AWO finanziert.
Auch unser Umfeld wird grüner: Durch die Umsetzung von Fassadenbegrünung, Baumpflanzung, Verschattung und zwei Gründächern verbessert sich das Mikroklima. Zusätzlich sorgt die Entsiegelung des Parkplatzes für eine bessere Regenwasserversickerung und trägt zum natürlichen Wasserkreislauf bei.
Mit diesen Maßnahmen gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Zukunft!
Soziale Verantwortung
Das Gebäude wird von Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und Zwecken genutzt: als Arbeitsplatz, Einkaufsmöglichkeit und Wohnraum.
Im Sozialkaufhaus „Schatzkästlein“ arbeiten vorwiegend vulnerable Personengruppen, überwiegend ältere Ehrenamtliche, Langzeitarbeitslose, Menschen mit chronischen Erkrankungen, mit Suchterfahrungen, Geflüchtete sowie Menschen mit Behinderungen. 80% unserer Kunden sind Menschen mit einem sehr kleinen Einkommen, die unser Haus auch gerne als Quartierstreffpunkt nutzen.
Die optimale Raumtemperatur von 20–22 Grad konnte weder im Winter noch im Sommer erreicht werden. Im Winter ging die Heizwärme schnell verloren, während im Sommer die Hitze ins Haus eindrang und nur schwer wieder abgeführt werden konnte.
Zum Erhalt des Hauses und zum Schutz der Menschen, insbesondere der schutzbedürftigen Gruppen, die das Haus mit Leben füllen, wurde intensiv nach Lösungen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität gesucht.
Die Maßnahmen dienen dazu, das Gebäude so zu gestalten, dass es sowohl vor Hitze als auch vor Kälte schützt und damit das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen gewährleistet. |
Leuchtende Verantwortung
Wir wollen dieses Projekt nicht nur im Kleinen präsentieren, sondern eine Strahlkraft erzeugen. Es soll ein Leuchtturmprojekt sein, das weit über den Ort hinaus strahlt und anderen als Vorbild dient. Es soll eine Inspiration für soziale Einrichtungen und Organisationen in ganz Deutschland sein, ihre eigenen Gebäude durch ähnliche Anpassungen und innovative Maßnahmen zur Klimaanpassung zukunftsfähig zu machen. Es hat das Potenzial, eine breite Bewegung anzuregen und andere zu ermutigen, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Lösungen umzusetzen.
Kommen Sie gerne vorbei und lassen Sie sich von unserem Projekt inspirieren. Wir laden Sie ein, unsere Lösungen und Ideen für Ihre eigenen Vorhaben mitzunehmen.
Sprechen Sie uns an!
ina.pietschmann@awo-loerrach.de
Erster Antrag für das Förderprogramm des BMUV:
Der Grundstein des Projektes wurde bereits im Jahr 2021 gelegt.
Das Bundesumweltministerium (BMU) initiierte im Dezember 2020 im Rahmen des Konjunktur- und Zukunftspakets das Förderprogramm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“. Ziel des Förderprogramms ist es, den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken und gleichzeitig das Arbeitsumfeld für Beschäftigte sowie die Lebensqualität vulnerabler Gruppen zu verbessern.
Um größere Baumaßnahmen durchführen zu können, wurde im 1. Schritt die Analyse des Hauses und konkrete Vorschläge zur Klimaanpassung gefördert:
Dafür bewarb sich der AWO Kreisverband Lörrach erfolgreich und erhielt persönlich (online) von der damaligen Svenja Schulze (Ministerin des Bundesumweltministerium) den Förderbescheid.
Umsetzung Förderschwerpunkt 1: Erstellung des Konzeptes
Nun konnte die Arbeit am Konzept beginnen. Mit dem Bauleiter Kurt Ohlenschläger von Fepart GmbH und Herrn Henning Liebeck vom Ingenieurbüro für Energieberatung Kläger + Weber wurde das AWO-Haus unter die Lupe genommen. Die konkreten Vorschläge zur Klimaanpassung wurden im „Beratungsbericht zur Förderrichtlinie“ zusammengefasst.
Lesen Sie hier den Beratungsbericht 2021
Beantragung Förderschwerpunkt 2: Maßnahmen zur Anpassung
Im Mai 2023 wurde unter der neuen BMUV-Ministerin, Steffi Lemke, das nächste Förderfenster geöffnet.
Die Beantragung der Fördermittel war mit viel Arbeit verbunden. Mit den Architekten und Energieberatern wurde die Umsetzung geplant, Angebote von lokalen Firmen für ein ungewisses Projekt eingeholt und der Förderantrag aufwendig erstellt. Unterstützt wurden wir in allen Fragen von der Z U G (Zukunft-Umwelt-Gesellschaft gGmbH), die die Anträge prüft.
PDF: Dokumentation + Fotos der Beratungen
Pünktlich im August 2024 reichte der AWO KV Lörrach den Antrag ein.
ein.
Und von 1.200 Anträgen wurde durch Z U G unser Antrag geprüft und für förderungsfähig befunden.
Es war für uns eine unglaublich wunderbare Nachricht, welche Wertschätzung unseren sozialen Aufgaben und vor allem den Menschen, die in der Schatzkästlein mitarbeiten oder einkaufen, entgegengebracht wird. Wir freuen uns sehr, dass der Bund mit diesem Förderprogramm ein klares Zeichen setzt und soziale Einrichtungen in den Mittelpunkt der Klimawandelanpassung stellt.
Dieses Engagement verdeutlicht auch, wie wichtig es ist, in Lösungen zu investieren, die sowohl den ökologischen als auch den sozialen Herausforderungen gerecht werden. Einrichtungen, die von diesen Maßnahmen profitieren, können nicht nur ihre Resilienz steigern, sondern auch als Vorbilder für nachhaltiges Handeln in der Gesellschaft dienen.
Das Sozialkaufhaus Schatzkästlein in Rheinfelden wird für eine halbe Million Euro klimafit gemacht
07.02.2025 – www.badische-zeitung.de